Form und Inhalt
Die Filtrationsakte besteht aus den Filtrationsdokumenten und persönlichen Dokumenten. Die Filtrationsdokumente sind im Prozess der Überprüfung, auf der sowjetischen Behördensprache – Filtration, entstanden. Zu diesen gehören Registrierungsblatt (russ. Регистрационный лист, Dokument ID 126773131–126773132), Fragebogen (russ. Анкета, Dokument ID 126761559–126761561), Vernehmungsprotokoll (russ. Протокол допроса, Dokument ID 126777157–126777163), Lebenslauf (russ. Автобиография, Dokument ID 126766510–126766511), Beschluss über die Filtrationsakte (russ. Заключение по фильтрационному делу, Dokument ID 126766373), diverse Schreiben, welche Auskunft über die überprüfte Person geben, sowie die interne Kommunikation der Filtrationsbehörden. Zu den persönlichen Dokumenten gehören sowjetische Dokumente aus der Vorkriegszeit, Dokumente der deutschen Administration aus der Kriegs- und frühen Nachkriegszeit sowie Dokumente der Alliierten aus der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit. Persönliche Dokumente bilden die Sammlung Filtrationsakten: persönliche Dokumente aus der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit (Signatur 721100001) und sind detailliert beschrieben (Archivbeschreibung ID 471154).
Diese Sammlung besteht überwiegend aus Filtrationsdokumenten. Vereinzelt kommen persönliche Dokumente der deutschen Administration aus dem Krieg wie Arbeitsbücher (Dokument ID 126769934–126769939) und Arbeitskarten (Dokument ID 126769932–126769933) sowie Dokumente der Alliierten aus der Nachkriegszeit (Dokument ID 126989182, Dokument ID 126989183) vor. Die Filtrationsakten sind nicht einheitlich. Einige haben nur ein Registrierungsblatt, andere bestehen aus Filtrationsdokumenten und persönlichen Dokumenten. Auch die Aktendeckel sehen sehr unterschiedlich aus. Manchmal sind es extra für die Filtration entwickelte Mappen (Dokument ID 126773130), manchmal Blanco-Mappen (Dokument ID 126769929) und immer wieder Umschläge aus Zeitungspapier (Dokument ID 126777492, Dokument ID 126777495). Die Lesbarkeit ist besonders bei den Umschlägen aus Zeitungspapier schwierig, da die Namen zwischen den Zeilen geschrieben sind. Die Dokumente sind handgeschrieben und die überwiegende Mehrheit ist auf Russisch verfasst.
Ein Registrierungsblatt – war ein Formular in tabellarischer Form aus 14–15 Punkten, welches nach den Worten der zu registrierenden Person ausgefüllt wurde. Es beinhaltet Informationen wie Nach- und Vorname; Vatersname; Geburtsjahr und -ort; Nationalität; Ausbildung; Beruf; letzter Wohn- und Arbeitsort; Truppenteil für das Militär; Parteizugehörigkeit; Gründe der Auslandsaufenthalte; war die Person festgehalten, befragt, bestraft durch die deutschen Behörden (wann, wo und warum); war die Person in den feindlichen Konzentrationslagern (welchen und wo), was sie da gemacht hat; hat die Person in der deutschen Armee, Polizei, anderen deutschen Behörden und Institutionen gedient, gearbeitet; wann und wo wurde der Personalausweis ausgestellt; welche Dokumente wurden während der Registrierung entzogen; wer die nächsten Verwandten sind und wo sie wohnen; wohin die Person für den ständigen Wohnsitz fährt. Außerdem sind wichtige Informationen wie die Nummer des Prüf- und Filtrationslagers, dessen Standort und das Datum, wann die/der Repatriierte es verlassen hat, enthalten. Das Registrierungsblatt wurde an die Staatssicherheitsbehörden des Ortes geschickt, in welchen die Person zurückkehren wollte.
Ein Fragebogen – wurde nach den Worten der überprüften Person ausgefüllt und hatte 29 Fragen. Er beinhaltet Informationen wie Nach-, Vor- und Vatersname, falls geändert (wann und warum) frühere Angaben; Geburtsdatum; Geburtsort; letzter Wohnort; Nationalität und Muttersprache, Fremdsprachenkenntnisse; Parteizugehörigkeit; wo befinden sich Parteiausweise/-dokumente; Ausbildung; Beruf; Vorbestrafung in der Sowjetunion (wann und warum, Strafe); Arbeitstätigkeit ab 1939; Einstellung zum Militärdienst; Teilnahme an Militäraktionen (wann und wo); Dienst in der Roten Armee ab 1939; war die Person in der Kriegsgefangenschaft (wann und wo); unter welchen Umständen kam die Person in die besetzten Gebiete der Sowjetunion; war die Person und Familienmitglieder von Gestapo, anderen deutschen Behörden festgehalten, verhört, vorbestraft (wann, wo, warum und wie oft, Strafe), wann und durch wen freigelassen; Tätigkeit und Wohnort auf den besetzten sowjetischen Gebieten; wann und unter welchen Umständen kam die Person in die feindlichen, von Deutschland besetzen Länder (hier war es wichtig herauszufinden, ob die Person freiwillig ausgereist war); war die Person im Ausland verhört, vorbestraft (wann, wo und warum), unter welchen Umständen (wann) freigelassen; Tätigkeit und Wohnort im Ausland; diente die Person in den feindlichen Armeen (welchen, wann, Dienstgrad); wen kennt die Person aus den sowjetischen Bürgern als Vaterlandsverräter (Nach-, Vor- und Vatersname, was haben sie gemacht, wo befinden sie sich jetzt); Rückkehr in die UdSSR (wann und unter welchen Umständen (allein, in Gruppe, freiwillig, wurde festgehalten)); Familienmitglieder Vater, Mutter, Ehefrau, Geschwister (Nach-, Vor- und Vatersname, Alter, ständiger Wohnort vor dem Krieg, jetziger Wohnort); wer kann die Angaben im Fragebogen bestätigen; Ergänzungen; weitere Reiseziele und gewünschte Tätigkeit; vorhandene Dokumente (wann und wem ausgestellt). Außerdem gab es Platz für den Fingerabdruck, das Foto und die Unterschrift der überprüften Person. Fingerabdrücke sind häufiger vorhanden, Fotos kommen sehr selten vor. Ganz zum Schluss stand Datum, Ort und Name des Prüf- und Filtrationspunkts der NKWD UdSSR, Nachname, Dienststellung und -grat sowie die Unterschrift der Interviewer. Ein Fragebogen war entweder Vorgedruckt (Dokument ID 126761559–126761561), oder handgeschrieben (Dokument ID 126769930–126769931), dabei waren die Fragen nummeriert wie im vorgedruckten Fragebogen und nur die Antworten aufgeschrieben.
Ein Vernehmungsprotokoll hatte in der Kopfzeile das Datum der Entstehung des Protokolls, die Information zum Mitarbeiter, welcher die Befragung durchgeführt hat sowie Informationen zur repatriierten Person wie Nach- und Vorname, Geburtsdatum und -ort, sozialen Status, Nationalität, Parteizugehörigkeit, Ausbildung, Familienstand, Vorbestrafung, letzte Arbeitsstelle. Ein obligatorischer Punkt war die Haftung für den Meineid, welche mit der Unterschrift der befragten Person bestätigt wurde. Die Fragen waren ziemlich ähnlich den Fragen aus dem Fragebogen: "Wo haben Sie gelebt und was haben Sie vor dem Krieg gemacht?“; „Unter welchen Umständen sind Sie in die besetzten Gebiete gekommen?"; "Wann und unter welchen Umständen sind Sie nach Deutschland gekommen?"; "Wo haben sie in Deutschland gelebt und was haben Sie gemacht?"; "Wurden sie von den deutschen Behörden verhaftet, verhört?"; "Waren Sie im Gefängnis, oder im Lager? Wie lange? Wann und unter welchen Umständen wurden Sie freigelassen?"; „Wer sind Ihre engsten Verwandten?“; „Kennen Sie Vaterlandsverräter?“. Je nach dem Lebensweg wurden etwas spezifischere Nachfragen zur Erläuterung bestimmter Situationen gestellt. Die Befragte Person unterschrieb jede Seite des Protokolls.
Lebensläufe verfassten repatriierte Personen selbst in freie Form handschriftlich auf ein bis zwei Seiten. Meistens ging es um eine detaillierte Aufzählung der Ereignisse von der Geburt bis zum Zeitpunkt des Schreibens.
Ein Beschluss über die Filtrationsakte enthielt das Datum, eine kurze biographische Angabe zur geprüften Person und der Beschluss über das Schicksal der Person. Entweder wurde die Person verhaftet, oder es wurde empfohlen für sie einen Personalausweis auszustellen. Manchmal wurde der Beschluss über die Filtrationsakte (Dokument ID 126761561) am Ende des Fragebogens vermerkt. Falls es keine „kompromittierende Materialien“ über die Person gab, oder gefunden wurden, galt die Person als geprüft und bekam die Erlaubnis einen Personalausweis zu erhalten. Unten stand Nachname, Dienststellung und -grad sowie die Unterschrift des Vorsitzenden und den Mitgliedern der Filtrationskommission. Meistens waren es drei Personen. Das Datum und der Ort standen normalerweise oben, wurden jedoch nicht immer ausgefüllt. Die Akte wurde ins Archiv geschickt.
Literatur:
Marmilowa, Olha: Dscherela do Wywchennja Istoriji Ostarbajteriw s Donetschttschyny [Quellen zum Studium der Geschichte von Ostarbeitern aus der Region Donezk], Winnyzja, 2017, 297 S.
Pastuschenko, Tetejana: Ostarbajtery s Kyjiwschtschyny: werbuwannja, prymusowa prazja, repatrіazіja (1942–1953) [Ostarbeiter aus der Region Kyiw: Rekrutierung, Zwangsarbeit, Repatriierung (1942–1953)], Kyjiw, 2009, 282 S.