Form und Inhalt
Enthält:
Listen, Bescheinigungen und Korrespondenz betreffend Entlohnung, Einsatz und Versorgung ausländischer Arbeitskräfte des GBI in Berlin, 31.03.1941-10.04.1945.
Diese Einheit enthält mehrheitlich Listen, Anordnungen, Quittungen und Korrespondenz der Albert Speer unterstehenden Behörde Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt (GBI) und ihren Unterabteilungen sowie verschiedener Bauunternehmen betreffend ausländische Arbeitskräfte, die zur (Zwangs-)Arbeit in Berlin (darunter: Baustab Speer; NSKK-Transportstandarte Speer; NSKK-Transportflotte Speer) eingesetzt wurden.
Es handelt sich in der Regel sowohl um Personen mit holländischer, dänischer, belgischer und polnischer Staatsangehörigkeit, als auch um „Protektoratsangehörige“ und sog. Ostarbeiter/-innen, die für Unterabteilungen des GBI Zwangsarbeit leisten mussten. Einen Großteil der in dieser Einheit dokumentierten Betroffenen machen auch italienische Arbeitskräfte aus, die Deutschland ab 1938 aus Italien für Bautätigkeiten anwarb. Ab September 1943 verschlechterte sich der Status der italienischen Arbeiter/-innen in Deutschland drastisch.
Als Unterkunft dienten den meisten Arbeiter/-innen sowohl Gemeinschaftslager, die von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) in verschiedenen Berliner Stadtteilen betrieben wurden, als auch betriebseigene Lager. Namen und Orte der Lager finden auf den enthaltenen Dokumenten Erwähnung.
Hauptsächlich dokumentiert sind Entlohnung, Einsatz, Versorgung und Entlassungen der Arbeitskräfte. Darüber hinaus finden sich Hinweise auf Genehmigungen von Urlaubsreisen in das Herkunftsland, Anmerkungen bezüglich des Eintritts der eingesetzten Kraftfahrer in das Nationalsozialistischen Kraftfahrzeugkorps (NSKK) (vgl. Sign. 2007001) sowie Schreiben betreffend gesonderte Regelungen und Bedingungen für einzelne Gruppen. Letztere orientierten sich meist an der Staatsangehörigkeit (vgl. Vordruck „Urlaubsschein für italienische Arbeiter bei Reisen nach Italien“, Doc ID 71192276). Sog. Ostarbeiter/-innen waren nicht nur besonders schlechten Lagerbedingungen ausgesetzt, sondern wurden auch geringer als Arbeitskräfte anderer Nationalitäten entlohnt (vgl. Schreiben der Lohnstelle in Wriezen an das Verwaltungsamt in Berlin, betreffend Angleichung von Löhnen von Ostarbeiter/-innen, 01.10.1944, Doc ID 71194481).
Eingesetzt wurden die Betroffenen für unterschiedliche Tätigkeiten: Enthalten sind beispielsweise sowohl Dokumente zu Binnenschiffern und Kraftfahrern, die u.a. für die NSKK-Transportflotte Speer bzw. die NSKK-Transportstandarte Speer eingesetzt wurden, als auch zu Tischlern, Schlossern, sog. Hausarbeiter/-innen, Friseuren und Pflegekräften, zu in den Gemeinschaftslagern eingesetztem Küchenpersonal, zu Kantinenverkäufer/-innen und Kinderpflegerinnen; sowie zu Barackenwärtern.
Die enthaltene Korrespondenz bezieht sich dabei nicht nur auf Gruppen, sondern auch auf Einzelpersonen. Insbesondere der Fall der beiden polnischen Zwangsarbeiter Marian Gierkowski und Josef Kujawinskij, die in der Dienststelle Berliner Str. 9 als Friseur bzw. Hausarbeiter und Fensterputzer eingesetzt waren, ist recht ausführlich dokumentiert. Enthalten ist diverse Korrespondenz betreffend Lohn, Bekleidung, Verpflegung, Reisen und Arbeitstätigkeiten (siehe dazu die Teileinheiten Sign.: 2007007-2007010).
Die am häufigsten enthaltenen Dokumententypen sind:
1. Monatliche Lohnabschlagsauszahlungslisten
2. Auszahlungsanordnungen (2 verschiedene Dokumententypen) des GBI
3. Tagelohnlisten und Tagelohnzettel verschiedener (Bau-)Firmen (unterschiedliche Ausfertigungen)
4. Zahllisten
Darüber hinaus finden sich:
5. Nachweise verschiedener Bauunternehmen über besonders zu erstattende Leistungen
6. Einnahmen Buchungszettel der Amtskasse des GBI (Buchhalterei III)
7. Bestätigungen / Quittungen
8. Listen mit Angaben zu Auszahlungen von Lohn, Vorschusszahlungen, etc.
9. Fahr- und Marschbefehle
10. Korrespondenz zu Gruppen und einzelnen Arbeiter/-innen.
In der Einheit gibt es weitaus mehr Unterlagen zu männlichen als zu weiblichen Arbeitskräften.