Konzentrationslager Flossenbürg
Signatur
DE ITS 1.1.8
Entstehungszeitraum
1939 - 1947
Anzahl Dokumente
309129
Form und Inhalt
Die Sammlung enthält u.a.:
Dokumente des Konzentrationslagers Flossenbürg betr. Häftlingsbaracken, Bekleidung, Bewaffnung, Transporte, Allgemeiner Schriftverkehr; Zeugenaussagen ehemaliger Häftlinge, Forderungsnachweise über den Häftlingsarbeitseinsatz, Stärkemeldungen, Veränderungsmeldungen, Transportlisten, Fluchtmeldungen, Lager-Korrespondenz, Wehrstammrollen, Häftlingsnummernbücher, Häftlingslisten, Effektenlisten, Strafunterlagen, Krankenbauunterlagen, Entlassungsunterlagen, Sterbeurkunden, Sterbeurkunden, Friedhofslisten, Eidesstattliche Erklärungen, Liste befreiter Häftlinge, Liste nach der Befreiung verstorbener Häftlinge
Geschichte des Konzentrationslagers Flossenbürg 1938-1945:
Im Oberpfälzer Wald, nur ca. 10 km von der heutigen Grenze Tschechiens entfernt, bestand vom 3. Mai 1938 bis zum 23. April 1945 das Konzentrationslager Flossenbürg. Für die Standortwahl waren neben der strategisch wichtigen Grenznähe vor allem die reichen Granitvorkommen ausschlaggebend. Bereits 1937 untersuchte das SS-Verwaltungsamt mehrere Steinbrüche mit dem Ziel, ein Konzentrationslager zu errichten, in dem Häftlinge als Zwangsarbeiter für die Gewinnung von Baustoffen eingesetzt werden konnten. Nach der Wahl des Granitsteinbruchs in der Nähe von Flossenbürg als Standort für das Konzentrationslager, trafen am 3. Mai 1938 die ersten 100 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau in Flossenbürg ein. Die Gefangenen gehörten vor allem den Kategorien „Kriminelle“ und „Asoziale“ an. Sie mussten die Erschließungsarbeiten ausführen und das Lager ausbauen. Der SS-eigene Betrieb „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ übernahm die Verwaltung des Steinbruchs. Innerhalb kurzer Zeit stieg die Zahl der Häftlinge schnell an, bis zum Ende des Jahres waren es ca. 1.500. Etwa die Hälfte von ihnen musste im Steinbruch Zwangsarbeit leisten. Die restlichen Häftlinge mussten das Lager weiter ausbauen: Sie bauten Häftlingsbaracken, SS-Unterkünfte und Gebäude für die Baustoffproduktion. Im April 1940 stieg die Zahl der Häftlinge bereits auf etwa 2.200 an. Befanden sich unter den ersten Häftlingen vornehmlich Deutsche, so änderte sich die Häftlingsstruktur ab 1940 grundlegend. Gefangene aus den besetzten Ländern Polen, Tschechoslowakei, Frankreich, Belgien, Niederlande und aus der Sowjetunion bildeten das Gros des Inhaftierten. Die zahlenmäßig größte Gruppe waren Osteuropäer, die fast zwei Drittel aller Internierten ausmachten. Mit der zunehmenden Bedeutung der Häftlingsarbeit für die Rüstungsindustrie wurden auch tausende Juden, vor allem aus Polen und Ungarn nach Flossenbürg deportiert. Sie mussten für die Firma Messerschmitt Jagdflugzeuge montieren. In Folge der „Evakuierungen“ von Lagern im Osten 1944 stieg die Zahl der Häftlinge in Flossenbürg rapide an: Im März 1945 hielt die SS im Stammlager etwa 15.000 und in den ca. 100 Außenlagern 37.000 Menschen gefangen. Zwischen dem 16. und 20. April wurde das Lager aufgelöst, die SS schickte 16.000 bis 20.000 Menschen auf Todesmärsche Richtung Süden. Am 23. April 1945 befreiten Einheiten der US-Armee das KZ Flossenbürg. Von den insgesamt mindestens 100.000 Häftlingen, die in den sieben Jahren des Bestehens des Konzentrationslagers Flossenbürg und seinen Außenlagern dort gefangen gehalten wurden, kamen mehr als 30.000 ums Leben.
Quelle: Skriebeleit, Jörg: Flossenbürg, Artikel in: Lexikon des Holocaust, hrsg. von Wolfgang Benz, München 2002, S. 72-73 und http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/242/KZ-Gedenkstätte-Flossenbürg [Stand 13.08.2012].